„80% aller Menschen im deutschsprachigen Raum leiden an Vitamin-D-Mangel“
Diese Schlagzeile wird die Leser sicherlich unterschiedlich berühren. Manche werden hier eine neue Verkaufsstrategie der Pharmaindustrie vermuten. Andere werden kurzum daraus schließen, dass demzufolge all diese Menschen krank sind.
Sicherlich sind beide Ansichten ein wenig übertrieben dargestellt, dennoch haben beide ihre Berechtigung. Auf der einen Seite kann die Industrie mit derart bedrohlichen wissenschaftlichen Erkenntnissen ihren Vitamin-D-Präparat-Abverkauf radikal steigern – dies kann jedoch durchaus der Volksgesundheit dienen. Auf der anderen Seite müssen diese 80% nicht gleich in Panik verfallen – bei einem Vitamin-D-Mangel ist man nicht gleich krank, jedoch können Krankheiten auf Dauer die direkte Folge sein. Schwächere Mangelerscheinungen fallen oft nicht auf und stellen somit eine schleichende Bedrohung dar.
Vitamin-D – Einfluss
Beantworten wir zunächst die Frage nach dem Einfluss von Vitamin-D auf unsere Gesundheit.
Welchen Schaden, welche Krankheiten, Beschwerden oder unterschiedlichsten Symptome, kann ein Vitamin-D-Mangel im menschlichen Körper hervorrufen?
- weiche, deformierte Knochen
- Rachitis bzw. Osteomalazie
- Osteoporose, Knochenschmerzen
- Neigung zu Knochenbrüchen (Frakturen)
- fortschreitende Muskelschwäche
- bei Kindern verzögerte Entwicklung (Wachstum, Durchbruch der Milchzähne …)
- Tetanie (evtl. generalisierte Krämpfe) – verursachten durch einen zu geringen Kalziumgehalt im Blut
- Schlafstörungen, Müdigkeit
- Schreckhaftigkeit, erhöhte Reizbarkeit, innere Aufregung/Unruhe,
- Nervosität, gesteigerte Nervenerregbarkeit
- Depression
- erhöhte Infektanfälligkeit
- EKG-Veränderungen
Diese unterschiedlichsten Beschwerden sind jedoch in Abhängigkeit der persönlichen allgemeinen Konstitution und Umstände geschuldet.
An den Symptomen kann man bereits erkennen, dass die wichtigsten Wirkorte von Vitamin-D in Darm, Niere, Knochen, Muskeln und Nerven liegen.
Wie sich der Vitamin-D-Mangel negativ auf unseren Körper auswirkt, so ist ein ausgeglichener Haushalt förderlich und unabdingbar für zahlreiche gesundheitliche Aspekte:
- wichtig für den Calciumhaushalt: reguliert den Auf- und Abbau der Knochen
- hemmt die Zellteilung von Tumorzellen (wirkt Tumorwachstum entgegen)
- Unterstützung des Immunsystem (hilft, dass sich Abwehrzellen richtig entwickeln)
- Einfluss auf Gehirn und andere Gewebe (wirkt Depressionen entgegen)
- wird von nahezu allen Organen im Körper für eine korrekte Funktion benötigt
- Senkung des Blutdrucks
- Stärkung des Immunsystems
- Hemmung von Autoimmunerkrankungen (wie Hashimoto-Thyreoiditis, Multiples Sklerose, Diabetes Typ 1)
- beeinflusst die Bildung und Ausschüttung von Insulin (Risikoreduzierung für Diabetes Typ I/II)
- beeinflusst die Bildung und Ausschüttung von und Schilddrüsenhormonen
- Verbesserung der Überlebensrate bei Patienten mit koronaren Herzerkrankungen
- Risikosenkung für Mamma- und Colonkarzinomen
- Verbesserung der Überlebensrate von Karzinompatienten.
- bis zu 1000 verschiedene Gene werden durch Vitamin D gesteuert
Woher nehmen?
Inzwischen hat die Wissenschaft festgestellt, dass Vitamin-D im Grunde zu den Hormonen zählt. Im Prinzip kann dieses vollständig im eigenen Körper hergestellt werden. Es bedarf dazu lediglich einer regelmäßigen Bestrahlung der Haut mit Sonnenlicht. Die hier enthaltene UVB-Strahlung regt in der Haut die Vitamin-D-Produktion (eine Vorstufe von Vitamin D) an.
Folgende Faktoren können deutlichen Einfluss auf die Eigenproduktion an Vitamin-D nehmen:
- Jahreszeit (Sonnenintensität; (von November – März steht auf der nördlichen Halbkugel die Sonne so schräg, dass unser Körper kaum bzw. gar kein Vitamin D über die Sonnenstrahlung produzieren kann)
- Wohnort (z. B. Skandinavien, Südhalbkugel … => Sonnenintensität)
- Ausmaß der Luftverunreinigung, Ozonbelastung (UVB-Filterung)
- Aufenthalt im Freien, moderner Lebensstil in Innenraum, Auto, Büro
- Sonnencremes mit Lichtschutzfaktor
- (LSF 15 hemmt die Vitamin D Produktion der Haut bereits um 95 %)
- Hautfarbe und -pigmentierung
- Hauterkrankungen, Verbrennungen
- Alter (bei älteren Menschen ist die Vitamin D Produktion in der Haut eingeschränkt)
- Pflegebedürftige, Bettlägerige, Altersheiminsassen
Wer benötigt wieviel Vitamin-D?
Um einen ausreichenden Vitamin D Spiegel (32 – 100 ng/ml) im Blut zu erreichen, werden durchschnittlich täglich ca. 4.000 IE [Internationale Einheiten] – bei 70 kg Körpergewicht -benötigt. Die tatsächlich benötigte individuelle Vitamin D Dosis ist jedoch nicht nur vom Gewicht abhängig.
Einige gesundheitliche Faktoren beeinflussen den Bedarf in starkem Maße:
- vermehrte Ausscheidungchronische Durchfälle, Erbrechen
- Malabsorption-/Resorptionsstörungen (= ungenügende Aufnahme durch den Darm)einheimische Sprue, Zöliakie
- chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)
- chronischer Alkoholmissbrauch
- erhöhter Bedarf, auch durch erhöhten Bedarf an KalziumSchwangerschaft und Stillzeit,
- Säuglinge, Kinder + Jugendliche (Wachstumsphase)
- ernährungsbedingteinseitige Ernährung, Fehl-/Mangelernährung
- Essstörungen (Magersucht, Bulimie)
- gestörte Speicherung (Vitamin D wird zuerst in der Leber gespeichert)chronische Lebererkrankungen (Leberzirrhose, chronische Leberentzündung)
- ältere Menschen
- gestörte Vitamin D Aktivierung (die Speicherform des Vitamin Ds wird durch die Niere aktiviert und ist erst dann für den Körper verwertbar)Nierenschäden, chronische Nierenerkrankungen
- Medikamentennebenwirkungen
Wenn die Eigenproduktion nicht genügt?
Kann die notwendige Eigenproduktion an Vitamin-D nicht sichergestellt werden, so greift man problemlos auf frei erhältliche Präparate zurück. Hiermit kann man durchaus übliche Versorgungslücken ausgleichen.
Wenn höhere Dosen, z. B. bedingt durch chronische Darmerkrankungen, notwendig sein sollten, so ist dieser Bedarf durch einen Arzt festzustellen und auch anzuordnen.
Generell gilt, dass man sich Vitamin-D nicht einfach prophylaktisch zuführen sollte. Ein etwaiger Mangel sollte durch Bestimmen der maßgeblichen Blutwerte festgestellt werden.
Eine dauerhafte Überdosierung kommt zwar selten vor, ist aber ebenso wie eine Unterversorgung, der Gesundheit eher abträglich.
Symptome für eine Überdosierung sind beispielsweise
- Appetitlosigkeit
- Völlegefühl und Obstipation
- Übelkeit
- Erbrechen
- Herzrhythmusstörungen
- Gefäßverkalkung
- Nierensteinbildung (Kalziumsteine)
- Nierenschäden
- Reizbarkeit
- psychische Veränderungen
- Muskelschwäche
Wie so oft heißt es auch beim Thema Vitamin-D:
Optimal für die Gesundheit ist ein maßvolles, bewusstes, ausgeglichenes, natürliches Leben ohne Extreme und Übertreibungen.
Setzen Sie sich und Ihre Haut regelmäßig dem Sonnenlicht aus, möglichst auch ohne Sonnenschutzmittel. Dies ist jedoch kein Aufruf zum „Hautkrebs-Tanken“.
Ein paar Minuten täglich möglichst viel Haut der Sonne aussetzen hilft dem Immunsystem, gegen Depressionen also für gute Laune und einem allgemeinen Wohlbefinden. Und der zusätzliche frische Sauerstoff kann auch nur Gutes bewirken.
Da selbst eine solche Lebensweise keine Garantie für dauernde Gesundheit ist, gilt es, sich selbst zu beobachten und mit Symptomen verantwortungsvoll umzugehen.
Allgemein wird der Aspekt „Vitamin D – Mangel“ bei unterschiedlichsten, meist lang bestehenden Symptomen und Beschwerden zu selten beachtet.